Die alte Festung Thyborøn

Es ist irgendwie unwirklich, wenn man durch die Dünen von Thyborøn Richtung Strand und Meer geht. Sie liegen verstreut, teils eingesunken, teils schief. Irgendwie erinnern sie ein bisschen an Tatooine, wenn man sich das Meer wegdenkt. Und doch sind sie sehr real: Die Bunker der alten Festung Thyborøn an der Westküste Dänemarks.

Thyborøn als Teil des Atlantikwalls

Schon im ersten Weltkrieg kam der Region um Thyborøn eine strategische Bedeutung zu. Im Jahr 1916 tobte vor Jütland eine der größten Seeschlachten aller Zeiten – die Skagerrakschlacht. Im zweiten Weltkrieg  befahl Hitler die Befestigung der kompletten Atlantikküste. Bei Thyborøn entstanden zwischen 1943 und 1944 durch massiven Druck auf einheimische Zwangsarbeiter rund 66 große und 40 kleine Betonbunker. Die Bunker hatten ganz unterschiedliche Funktionen. Ein Teil diente als Unterkünfte für Soldaten oder als Depots. Andere wurden als Radarstation oder Beobachtungsposten ausgelegt. Ein Teil diente zur Luftabwehr.
Als Teil der Architektur erhielten die Bunker unterschiedliche Tarnungen. Manche wurden mit Dachziegeln ausgestattet, um den Eindruck von Wohn- oder Ferienhäusern zu erwecken. Andere wurden als Bauernhöfe oder Fabriken getarnt.  Federführend als Architekt war hier der dänische Student Poul Morell Nielsen, der später als der Schildkrötenspion in die Geschichte einging.
Anders als an vielen anderen Stellen der Atlantikküste wurden die Befestigungen um Thyborøn weitestgehend fertiggestellt. Der Schildkrötenspion lieferte dabei umfangreiche Kopien seiner eigenen Pläne an den dänischen Widerstand und die Engländer.

Die Festung Thyborøn heute

Die meisten der 106 Bunker wurden vom Meer oder vom Sand verschluckt. Die vorhandenen Bunker sind frei zugänglich. Selbst an einem Spielplatz liegt ein unterirdischer Bunker, der frei zu begehen ist. Allerdings sieht man schon nach ein paar Metern die Hand vor Augen nicht. Hier sind starke Taschenlampen Pflicht. Die Beleuchtung des Mobiltelefons reicht da kaum aus. Ein Bunker wurde zu Übernachtungszwecken etwas hergerichtet, scheint aber mittlerweile vom Sand zurückerobert zu werden.
Wer mal in der Gegend ist, kann die teilweise monumentalen Betonbauten auf sich wirken lassen. Schöner wird der Strand dadurch sicher nicht. Aber für ein ungewöhnliches Fotomotiv und als Mahnmal taugen die Bunker allemal.

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