Die Geisterdörfer am Niederrhein

borschemichGeisterdörfer findet man in Deutschland selten. Verlassene Straßenzüge, wie beispielsweise die Bergarbeitersiedlung Schlägel und Eisen, sind da schon häufiger zu finden. Trotzdem gibt es sie. Sie sind die Folge des voranschreitenden Braunkohletagebaus. Die Einwohner werden letztlich zwangsweise umgesiedelt. So verschwinden nicht nur einzelne, imposante Bauwerke, sondern die Dörfer werden komplett abgerissen.

Die Entstehung der Geisterdörfer

Im Rheinischen Braunkohlerevier wird bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Braunkohle verarbeitet. Bereits 1907 wurde zwischen Neurath und Garzweiler mit dem kommerziellen Braunkohleabbau begonnen. Der Großtagebau Garzweiler entstand durch den Zusammenschluss mehrerer Gruben im Jahre 1960. Seitdem werden Orte umgesiedelt und verschwinden zumindest an der bisherigen Stelle von der Landkarte. An neuer Stelle entstehen auf dem Reißbrett Orte, die kaum etwas mit einem natürlich gewachsenen Dorf gemein haben. Der Enteignungsprozeß dauert meist viele Jahre. Es verwundert  nicht, dass die Einwohner alles versuchen, um doch noch in ihrer gewohnten Umgebung bleiben zu können. Allerdings entschied mit Urteil vom 17. Dezember 2013 das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, dass die Einwohner sich dem Gemeinwohl unterzuordnen haben und eine Umsiedlung nicht zu verhindern ist.
Nach und nach ziehen die Einwohner fort. Kirchen müssen entwidmet und Friedhöfe umgesiedelt werden.borschemich-19

Dokumentation der Umsiedlung

Eine sehr gute und umfangreiche Dokumentation des Tagebaus Garzweiler und der einzelnen Ortschaften findet man hier. Arne Müseler dokumentiert seit Jahren den Fortgang der Umsiedlungen und des Abrisses. Teilweise sehr bewegende Bilder und Videos – unter anderem von der Entwidmung der Kirche St. Martinus in Borschemich – zeigen eindrucksvoll, mit welcher Gemütslage die Menschen dort die Umsiedlung über sich ergehen lassen.

Borschemich

Bereits seit 2007 wird Borschemich umgesiedelt. Im Jahr 2016 bei unserem Besuch ist die Umsiedlung fast abgeschlossen und der Ort ist ein echtes Geisterdorf. Wir hatten bei RWE angefragt und die Erlaubnis bekommen, die öffentlichen Wege dort zu betreten und auch zu fotografieren. Ein Betreten der Grundstücke und der Häuser ist nicht erlaubt. Das Gebiet wird vom Werkschutz überwacht. Nachts ist selbst das Befahren der Straßen nicht erlaubt. Die Uhrzeiten variieren zwischen den einzelnen Ortschaften.

Die Fotos

2 Kommentare

  1. Ich verstehe die unterschwellige Kritik an den Autor nicht. Er zitiert lediglich die Begründung eines Gerichts. Die Fotografien sind Klasse und drücken die Vertreibung gut aus. Gut finde ich auch, wie die Zurückeroberung des Terrains durch die Natur dokumentiert wird. Schade ist allerdings, das die Bilder nicht angeklickt werden können.

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