Das alte Polizeipräsidium

Ein nettes Gespräch in einem Café brachte uns auf die Spur des alten Polizeipräsidiums. Eigentlich ist es als Landesbehördenhaus bekannt, doch bis 2006 war neben verschiedenen anderen Behörden eben auch das Polizeipräsidium hier angesiedelt.
Ein altes, überwuchertes Schild an der Rückseite lässt noch das verblichene Landeswappen des Landes NRW erahnen.

Die Nutzung als Polizeipräsidium

Rund 65 Millionen D-Mark kostete der Bau des Landesbehördenhauses. Es wurde in den Jahren 1971 – 1975 erbaut. Kurz vor Fertigstellung verursachte ein Großbrand rund eine Million D-Mark Schaden. Die Fertigstellung verzögerte sich deshalb um ein halbes Jahr. Erst im März 1975 zog die Polizeibehörde ein. Hier war auch der Personen- und Objektschutz der Bundesregierung mit rund 700 Beamten untergebracht.

Nach der Wiedervereinigung und dem Umzug des Bundesregierung nach Berlin wurde auch der Personen- und Objektschutz in Bonn nicht weiter benötigt. Ein massiver Stellenabbau und die Verlagerung einzelner Behörden und Bereiche führten dann letztlich zum Leerstand der Immobilie. (Quelle: Wikipedia)

In den Folgejahren gab es ein Strafverfahren gegen einen Beteiligten in Bezug auf den geplanten Verkauf und dem entsprechend war das Landesbehördenhaus auch Gegenstand eines parlamentarischen Untersuchungsschusses.

Eigentlich könnte man bei flüchtiger Betrachtung einen recht idyllischen Eindruck vom Zustand des Gebäudes bekommen. Einigermaßen gepflegte Grünanlagen umgeben den Gebäudekomplex. Die ersten Frühlingsblüten und junge Knospen an den Ästen der Bäume lassen in der wärmenden Mittagssonne nicht unbedingt den Eindruck eines schon lange leerstehenden Gebäudes aufkommen. Doch der erste Blick täuscht.

Die Situation heute

Der lange Leerstand hinterlässt Spuren. Wie in allen verlassenen Orten holt sich nach und nach die Natur ihren Teil zurück. Selbst zwei Nilgänse beobachteten uns kritisch, als wir in der Mittagssonne den Fußweg entlang schlenderten. Im Dunkel des Haupteingangs liegt ein alter zerstörter Bürostuhl. Rollladen und Teile der Verkleidung hängen herunter. Nato-Draht verhindert einen Zutritt und Videoüberwachung ist an jeder Stelle vorhanden.

Auch die obligatorischen, mal mehr und mal weniger kunstvollen Graffitis sind an den Außenwänden zu finden. Den Zustand innen kann man nur erahnen. Er ist – wie bereits erwähnt – versperrt. Ein Blick durch den Zaun lässt zumindest erahnen, dass sich der von außen schon erkennbare Verfall auch innen fortsetzen wird. Ein Betrag des Generalanzeigers aus dem Jahr 2016 zum Thema Unterbringung von Flüchtlingen zeigt vermutlich einen Innenraum des Gebäudes. Die Deckenverkleidungen folgen offenbar dem Ruf der Schwerkraft.

Auch wenn der Anblick des rückwärtig in den Jahren 1987 – 89 errichteten Anbaus nicht wirklich besser ist, scheint hier noch gearbeitet zu werden. Wir dachten zunächst an einen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, welcher uns entgegen kam. Doch es war nur ein Hermes-Bote, der dann Richtung Eingang des Anbaus abbog.
Nach dem zuvor erwähnte Bericht des Untersuchungsausschusses ist der überwiegende Teil wohl an die Uni Bonn vermietet.

Mit dem Bauprojekt „Neues Quartier Bundesviertel“ wird die Geschichte des Behördenhauses und dem ehemaligen Polizeipräsidium wohl geschlossen. Warten wir ab.

Die Fotos

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