Der Bergische Löwe steht stolz auf der Stirnseite des ehemaligen Verwaltungsgebäudes und hat einen Fuß auf eine am Boden liegende Krone gestellt. Doch nicht nur die Krone liegt am Boden – die ehemalige Firma Witte ist ebenso erledigt. Im Jahre 2009 war Feierabend für die letzten Beschäftigten.
Es fehlte an Einigkeit zwischen Leitung und Betriebsrat
Glaubt man dem Artikel der WZ aus 2009 scheiterte ein Sanierungskonzept der Insolvenzverwalterin an einer Übereinkunft zwischen Chef und Betriebsrat. Die Firmenleitung wollte entlassene Mietarbeiter mit Zeitverträgen wieder einstellen und über Gebühr an Wochenenden arbeiten lassen. Selbst der damalige Oberbürgermeister konnte in Zusammenarbeit mit der IG Metall den Streit nicht schlichten. So kam es wie es kommen musste – Der Rettungsplan scheiterte und die Firma machte dicht.
Doch glücklicherweise kam zumindest für einen Teil der Beschäftigten eine schnelle Rettung. Die Firma STAMO Verbindungstechnik GmbH übernahm sowohl Rohstoffe als auch Mitarbeiter und Produktionsräume. Die WZ berichtete bereits einige Tage später, dass die Produktion bereits wieder läuft.
Die Situation heute
Die ehemalige Website der Firma Witte GmbH wird auf die Firma Stamo umgeleitet. Die Firma Stamo Verbindungstechnik GmbH fertigt als mittelständisches Unternehmen unterschiedliche Produkte für die Bereiche Zaun- und Holzbau, Isoliertechnik, aber auch Automobil-, Schiff- und Kraftwerkbau. Offenbar hat man dort ein besseres Verhältnis zu seinem Betriebsrat.
Das Geländer der ehemaligen Firma Witte steht leer und ist teilweise durch Vandalismus gezeichnet. Ob das Gelände auch der Firma Stamo gehört, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar.
Es schmerzt mir sehr das Werk so zu sehen. Ich habe von 1984 bis 1987 bei Witte&Co unter der Leitung der damaligen Geschäftsleitung des Herrn Daubertshäuser gearbeitet. Das war noch ein richtiger Chef der sich auch um die Mitarbeiter kümmerte.
Die Gebäude der ehemaligen Fa. Witte & Co könnten m. E. für die gleiche Nutzung hergerichtet werden, wie sie im nun geplanten Neubaukomplex vorgesehen ist. Die eigentlichen Produktionshallen hinter dem Hauptgebäude scheinen den älteren Teil der Anlage darzustellen und sollten aus meiner Sicht schon aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten bleiben. Die Dacheindeckung dieser Hallen könnte durch transparente Elemente ersetzt werden, so daß darunter ggfs. die Cafeteria und eine Art „Orangerie“ realisiert werden könnten, anstelle der Garagen an der Ritterstraße ließe sich dann noch ein offener Gartenbereich schaffen. Dagegen wird nun auch hier wiederum dem „schlüsselfertigen“ 0815-Konzept eines Projektentwicklers der Vorzug gegeben, dadurch ist unserem Land in den zurückliegenden ca. 20 Jahren bereits ein beträchtlicher Teil unseres kulturellen Erbes verlorengegangen. Realisierungen in London und Amsterdam zeigen, daß auch ein „nachhaltiger“ Umgang mit Bestandsgebäuden möglich ist.
Ich hatte das große Glück, Anfang Mai durch einen Mitarbeiter des aktuellen Investors eine Führung durch das Gebäude zu erhalten.
Auch wenn man es von außen nicht sieht, sind die Gebäude innen sehr verfallen. Vor allem nachdem vor Jahren nach einem Brand ein Teil des Dachs nur noch notdürftig mit Folie abgedeckt ist, ist das Innere dem bergischen Regen ausgesetzt. An einer Stelle hat sich der Boden ca. 30 cm abgesenkt, an verschiedenen Stellen ist das Dach eingebrochen. Es riecht stark nach Metall, obwohl nichts, wirklich nichts mehr in den Gebäuden ist. Möbel, Leitungen, Rohre, Türen inkl. Zargen, alles ist komplett rausgeräumt.
Seltsamerweise leben dort keine Insekten, Spinnen oder Vögel. Denen scheint es da nicht zu gefallen.
Meiner Meinung nach ist es inzwischen zu spät, diese Gebäude zu retten und neuer Nutzung zuzuführen.