Schlägel und Eisen sind elementare Werkzeuge der Bergleute. Übertragen könnte man auch von Hammer und Meißel sprechen. Jedenfalls sind diese Symbole eng mit dem Bergbau verknüpft. So wundert es dann auch nicht, dass eine Bergarbeitersiedlung im Ruhrgebiet diesen Namen trägt. Allerdings ist diese Siedlung schon lange verlassen.
Die Recherche
Ein ganzer verlassener Straßenzug mitten im Ruhrgebiet – man sollte es nicht für möglich halten. Aber es gibt ihn tatsächlich. Bei der Recherche zur Location hatte ich so meine Zweifel, denn es hieß bereits 2013, dass eine vielversprechende Firma die Sanierung der Häuser vorantreiben wolle. Es bestanden also durchaus Zweifel, dass der Ort gar nicht mehr so verlassen ist. Zudem habe ich zu kaum einem anderen Ort so viele Beiträge in übersinnlichen Foren gefunden – selbst die namhafte Presse berichtet von der „Geistersiedlung“ oder „dem gruseligsten Ort im Ruhrgebiet„.
Tatsächlich gibt es die Siedlung nach wie vor und von Sanierung ist nicht viel zu sehen. Ein Haus ist zwar immer noch kaputt, aber teilweise saniert.
Schlägel und Eisen
Die Siedlung Schlägel und Eisen wurde 1913 gebaut. Aufgrund des ersten Weltkrieges wurde sie nicht wie geplant fertig gestellt. Erst als 1920 der Staat die Siedlung übernahm, wurde eine für das Ruhrgebiet typische Siedlung errichtet. Bewusst malerisch gehaltene Bauten mit vielen Grünflächen, Baumbestand und Stallungen für Hühner, Tauben und anderen Kleintieren spiegelten den kleinbäuerlichen Lebensstil der Bewohner wider. Damit war Schlägel und Eisen eine typische Bergarbeiter Siedlung des damaligen Ruhrpotts.
Der Niedergang der Siedlung ging einher mit der Schließung der Zechen. Nach und nach wanderten die Bewohner ab und die Häuser wurden sich selbst überlassen. 2013 zogen die letzten beiden Bewohner weg. Im Jahr 2014 fand man dann noch eine Leiche im Keller einer der Ruinen. Offenbar verstarb dort einer der letzten Bewohner der Siedlung.
Die Geister der Siedlung
Als wir durch die verlassenen Gassen der Siedlung streiften, hörten wir in den Ruinen Kinder rufen. Ein älterer Mann sprach uns auf die tollen Fotomotive an – und verschand, kaum dass wir uns umgedreht hatten. Plötzlich sahen wir Kinder am Straßenrand sitzen. Ein kleiner Junge fragte uns, ob wir seinen Freund, der gerade aus einem Fenster kletterte, fotografiert hätten. Auf meinen Fotos ist keiner zu sehen. Merkwürdig!
Waren das nun alles Geister, oder war es Photoshop? Es ist und bleibt ein Rätsel….
Der Zustand heute
Ein Spaziergang durch die Siedlung hat durchaus morbiden Charme. Natürlich gibt es auch hier neben den Geistern wieder echte Idioten, die einiges kaputt kloppen. Offenbar ist es auch ein beliebter Abenteuerspielplatz – allerdings auch ein gefährlicher. Teilweise sind die Dächer, zumindest der ehemaligen Stallungen, eingebrochen. Die Tore zum Innenhof sind komplett verschlossen. Man konnte nur durch ein Loch einen legalen Blick in den Innenraum erhaschen. Ein Gebäude wurde teilweise saniert – es sind neue Fenster drin und ein neuer Dachstuhl drauf – letzterer allerdings ohne Dach. Da bringen dann auch die neuen Fenster nichts. Wie der ältere Herr und auch die lokale Presse zu berichten wissen, läuft wieder ein Insolvenzverfahren.
Also bleibt Schlägel und Eisen das, was es schon seit mehr als 15 Jahren ist – ein Stück vergessener Industriegeschichte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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