Das Kloster mit dunkler Vergangenheit

Im Rahmen einer gebuchten Fototour konnten wir das ehemaligen Kloster mehrere Stunden besichtigen. Da das Gelände ständig per Video überwacht wird und ein Wachdienst im Einsatz ist, ist von unangemeldeten Besuchen dringend abzuraten.

Ein Kloster samt Pflegeheim

In den Jahren 1909 – 1913, also in noch nicht allzu ferner Vergangenheit, gründete der Franziskanerorden das St. Josefsheim für bis zu 600 geistig und körperlich behinderte Jungen. Die Anlage umfasste Wohn- und Arbeitsbereiche, eine Kirche, Werkstätten und einen Bauernhof zur Selbstversorgung. Ein Kloster im eigentlichen Sinne war die Anlage wohl nicht. Nach nur 23 Jahren mussten die Franziskaner aufgrund einer Verurteilung wegen Devisenvergehen und der verhängten Geldstrafen Konkurs anmelden. Ebenso trafen die Klosterprozesse des NS-Regimes auch Brüder dieses Ordens. 1937 übernahm der Provinzialverband der Rheinprovinz die Anlage.

Kindereuthanasie zur NS-Zeit

Die dunkelste Zeit der Anlage waren die Jahre 1941 – 1943, als in der von den Nazis so genannten Kinderfachabteilung die „wissenschaftliche Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ erfolgen sollte. In der Folge wurden Kinder aus umliegenden Heimen meist ohne Wissen der Eltern in das hiesige Heim verlegt. Die Franziskaner hatten das Gebäude, in welchem nun ca. 220 Betten eingerichtet wurden, noch „Schutzengelhaus“ genannt. In den Jahren 41-43 starben im ehemaligen Kloster rund 100 behinderte Kinder. 30 wurden gezielt ermordet, andere ließ man verhungern. In den Todesbescheinigungen wurden die tatsächlichen Ursachen verschleiert.
Von den dort tätigen Bediensteten und Ärzten wurden die meisten Personen nach Ende des Krieges nicht belangt.

(Quelle: Wikipedia)

Britische Besatzungszeit

Nach einer Übergangszeit zwischen Kriegsende und der Beschlagnahme durch die Briten 1951 wurde das Schutzengelhaus kurzzeitig zur Volksschule. Es wurden ein Provinzial-Erziehungsheim für Jungen und ein Caritas-Heim für schulentlassene Mädchen eingerichtet. Im Anschluss folgte wieder ein Heim für rund 50 schulpflichtige Jungen. 1952 wurde die Enteignung der Franziskaner rückgängig gemacht und der Orden konnte die Anlage von der Provinzial zurückkaufen. Allerdings konnte keine vollständige Nutzung erfolgen, da die Briten große Teile weiterhin beschlagnahmten. 1955 schließlich kaufte die Bundesrepublik Deutschland das Gelände und vermietete es bis 1991 an die Briten.

Zuerst richteten die Briten ein modernes Krankenhaus mit zwei Operationssälen, Kreissaal und diversen medizinischen Abteilungen ein. Im September 1963 wurde das Gelände dann als britische Kent-School genutzt. Mensa, Turnhalle und weitere Einrichtungen wurden hinzugebaut, die eigentliche Ausstattung als Krankenhaus blieb aber quasi ebenfalls erhalten. Wahrscheinlich sollte die Anlage im Krisenfall wieder schnell als Krankenhaus genutzt werden können. 1991 wurde der britische Standort und mit ihm die Schule geschlossen.

(Quelle: waldniel-hostert.de)

Der Zustand heute

Zuerst plante die Landesregierung die Einrichtung einer Unterkunft für Asylbewerber. Im Anschluss fanden sich verschiedene Investoren, die unterschiedlichste Projekte verwirklichen wollten. Wie so oft wurde daraus nichts. Es folgte 2006 die Zwangsversteigerung. Der jetzige Eingetümer sucht weiterhin nach Nutzern. Vor kurzem fanden Dreharbeiten statt, die eine Menge Kunstblut in einigen Räumen und Treppenhäusern hinterließen. Ansonsten kann man im Rahmen der Fototour weite Teile des Geländes besichtigen.

Die Fototour

Die Fototour selbst ist mit 4,5 Stunden recht großzügig angelegt. Die Guides waren ausgesprochen nett und hilfsbereit und standen jederzeit für Fragen zur Verfügung. Ansonsten konnte man sich frei in den zugänglichen Gebäuden und auf dem angrenzenden Gelände bewegen und war aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl auch ungestört, um beispielsweise Langzeitbelichtungen vorzunehmen. Die Kirche ist dabei das Highlight und bekommt noch einen gesonderten Artikel. Die Gebäude sind teilweise ziemlich heruntergekommen und durch eindringendes Regenwasser sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Grafiti findet man teilweise, ansonsten ist alles in ziemlich schlechtem Zustand und fast vollständig leergeräumt. An einigen Stellen finden sich offenbar bewusst gestellte Szenen – das ist aber Geschmackssache. Mit 45,- Euro pro Teilnehmer ist die Tour nicht billig, dafür kommt man aber legal in die Häuser. Eine gewerbliche Nutzung der Aufnahmen ist allerdings nicht erlaubt.

Die Fotos

 

1 Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*